Pressemitteilung von Dienstag, 22. März 2011
Stadt Cuxhaven

Stadtbibliothek Cuxhaven: Lesung mit Moritz Rinke/75. Cuxhavener Autorenabend der Cuxhavener VHS
Dienstag, 05.04.2011, 20.00 Uhr, Stadtbibliothek Cuxhaven

Cuxhaven. Der Autor Moritz Rinke liest aus seinem Buch: "Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel!" Veranstalter dieser Lesung sind der Fachbereich Kultur der Stadt Cuxhaven sowie die Bibliotheksgesellschaft.

Moritz Rinke, 1967 in Worpswede geboren, Studium 'Drama, Theater, Medien' in Gießen. Seine Reportagen, Geschichten und Essays (als Buch erschienen unter dem Titel 'Der Blauwal im Kirschgarten' und 'Das große Stolpern') wurden mehrfach ausgezeichnet. Sein Stück 'Republik Vineta' wurde 2001 zum besten deutschsprachigen Theaterstück gewählt und 2008 für das Kino verfilmt. Im Sommer 2002 fand in Worms die Uraufführung von 'Die Nibelungen' statt, die in den Folgejahren ein großes Publikum begeisterten. 'Café Umberto' wurde 2005 von neun Theatern zur Aufführung gebracht. Einige seiner Stücke sind in der 'Trilogie der Verlorenen' erschienen. ZDF und ARTE drehten einen Film über den Autor. Moritz Rinke lebt in Berlin und ist Gastprofessor für Szenisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Zum Buch selbst:
Rinkes Romanheld Paul stammt aus Worpswede und lebt in Berlin. Eines Tages bekommt er einen Anruf, in dem ihm mitgeteilt wird, dass das Haus seiner Kindheit im Moor zu versinken droht. Dieser Vorgang, wenn der Boden unter dem Fundament einsackt, heißt Grundbruch. Paul, der das Haus retten will, stößt bei den Grabungen für ein neues Fundament auf einige unerwartete Wahrheiten über die Vergangenheit - und die sind nicht schön. Doch dieser Grundbruch ist nicht nur etwas Reales, er ist eben auch eine Metapher für den Roman: Nicht nur das Haus Pauls sinkt ab, auch die familiären Verhältnisse und letztendlich auch das Verhältnis zum Ort, zur Geschichte des Ortes und damit auch zur Geschichte des Landes erleiden Grundbruch. Und so macht sich Rinke daran, den Mythos Worpswede gründlich auf's Korn zu nehmen, ist der Ort doch mit jährlich rund 300 000 Besuchern, die auf den Spuren von Mackensen, Modersohn und Vogeler und all den anderen der Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Künstlerkolonie wandeln, einer der Wallfahrtsorte der deutschen Kunstwelt. Als Kind mit den ewig gleichen Geschichten über den ach so unvergleichlichen Himmel über dem Teufelsmoor überfüttert, festgehalten in Bildern mit Titeln wie "Das Moor", "Die Moorwiese" "Moorgraben" etc (Worpswede-Besucher werden sie hinreichend kennen), hat Rinke den Blick vom Himmel auf den Boden gerichtet, auf das Moor, von dem er sagt, es sei wie ein Archiv: "Es verschlingt und spuckt aber auch wieder aus und archiviert eigentlich Geschichte." Und so versinkt Rinkes Held Paul immer tiefer im Morast der Geschichte, einer Geschichte, die er an drei wesentlichen Epochen des 20. Jahrhunderts festmacht und die sich in der Geschichte des Ortes widerspiegeln: Am Kommunismus, vertreten durch Heinrich Vogeler, am Nationalsozialismus, vertreten durch Mackensen und an 68, und immer unter dem Aspekt des Verhältnisses zur Macht. Doch über die Entdeckungen Pauls will niemand im Ort mit ihm sprechen - auch das ein Bezug zur Realität, lässt man doch auch heute noch gern in Worpswede die Vergangenheit Vergangenheit sein - gut konserviert im Moor.
Doch dieses Buch ist keine bitterböse Abrechnung eines Kindheits-Geschädigten, nicht der Blick zurück im Zorn von einem, der auszog, der heimischen Selbstbeweihräucherung und Geschichtsklitterung zu entkommen: Moritz Rinke hat ein humorvolles, witziges, tragikomisches Buch geschrieben, eine Groteske, der es gelingt, sich bei allem Ernst des Themas auch immer wieder selbst auf die Schippe zu nehmen.

'Moritz Rinke verknüpft seine erfundene Familiengeschichte auf geschickte Weise mit der Historie des realen Kunst-Worpswede.' Die Zeit
'Moritz Rinke nimmt den gesamten Kulturbetrieb auf die Schippe und das ist wahrlich erfrischend.' hr-online.de
'Moritz Rinke erzählt mit Leichtigkeit und Tiefgang von Künstlern wie Paula Modersohn-Becker, dem Rilketopf, norddeutschem Butterkuchen und einem Dorf, das berühmt ist für seinen Himmel.' BuchAviso.de
'Rinkes Roman, der wie eine Kunstbetriebs-Satire beginnt und zeitweise auf der Kippe zum puren Ulk steht, wächst sich auf diese Weise aber zu einem bohrenden Stück Zeitanalyse aus. Die Schlusskapitel sind nicht nur spannend, sondern ebenso lebensklug wie bewegend. Ein Autor unterwegs zu neuen schreiberischen Ufern. Wenn er so weitermacht, geht er am Ende möglicherweise sogar dem Theater verloren. Was allerdings ein bisschen schade wäre.'
'Moritz Rinke gräbt dort, wo der Deutschen Künstlerherz in aller Leidenschaft schlägt; er ist ein Teufelskerl des menschlichen Morastes - und schlammschlachtend unterhaltsam.' Der Westen
'Moritz Rinkes Romandebüt kommt furios daher. Auf 481 Seiten demonstriert der erfolgreiche Dramatiker, dass er auch die epische Form zu bespielen weiß: ironisch, grotesk, verblüffend und spannend entwickeln sich die Geschichten in Worpswede, dem Geburtsort des Autors.' NDR Kultur

Karten sind an der Abendkasse und bei der Kulturinformation, Schlossgarten 4, 27472 Cuxhaven, Telefon: 04721/62213, e-mail: kulturinformation@cuxhaven.de erhältlich.
Der Eintrittspreis beträgt 10 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Schüler